Die 16. Wurzer Sommerkonzerte 2003 in der Presse:

Ein Feuerwerk russischer Lebensfreude

Trio Talisman überzeugt mit Können und Spielwitz / Verspätung des Gitarristen schnell verziehen

Von Tobias Schwarzmeier

WURZ. Die Zigeuner haben auf ihren Reisen in alle Gegenden der Welt die einheimische Musik bereichert, aber auch Elemente der landestypischen Musikstile in ihren eigenen Liedern übernommen. Auf diese Philosophie gründet sich auch das Musikverständnis der drei russischen Musiker des „Trio Talisman“, die am Samstag im historischen Pfarrhof ihr zweites Gastspiel bei den Wurzer Sommerkonzerten gaben.

Darf nach Wurz wiederkommen: das Trio Talisman. Foto: Schwarzmeier Zwar baut ihre „New Gipsy Music“ auf den traditionell überlieferten Liedern der Roma auf, aber Oleksandr Klimas (Violine), Oleg Nehls (Knopfakkordeon) und Vadim Kulitskii (Gitarre und Gesang) haben durch ihre Offenheit für neue musikalische Einflüsse einen eigenen charakteristischen Stil geschaffen. So lassen sich unter anderem Klassik-, Jazz-, Rock-, Flamenco- oder sogar Csardasklänge in den Stücken wieder finden. Die Wurzer Musikfreunde hatten durch die einstündige Verspätung Kulitskiis (wir berichteten) das unverhoffte Glück etwas mehr über diesen Wandel-Prozess zu erfahren, bei dem dennoch die typische Zigeunermusik erhalten bleibt. Oleksandr Klimas führte als „Vorprogramm“ eigentümliche Instrumente aus Vietnam, Rumänien und China vor, die teilweise schon in das Programm der drei Russen integriert wurden. Trotz orientalischer Klänge bleibt der Titel ihres ersten Stücks „Zigeunerseele“ Programm. „Talisman“ spielt und singt sehnsuchtsvolle alte Weisen, die sich mit dem Umherziehen des Volkes und Alltagsproblemen der Zigeuner beschäftigen. Lyrisch-bewegende Eigenkompositionen und Experimente wie der „Walzer-Tango“ nehmen das Publikum gefangen.
Dabei ist aus dem Trio von Vollblutmusikern das variable Spiel von „Teufelsgeiger“ Oleksandr Klimas hervorzuheben, der mit seinem Instrument verwachsen zu sein scheint. Ob bei schluchzenden und melancholischen Stücken, schnellen staccatoartigen Passagen, beim „Picking“ oder bei Geräuscheffekten wie dem Schrei einer Möwe oder dem Summen eines Bienenschwarms- nichts scheint auf diesem Instrument unmöglich zu sein. „Trio Talisman“ versprach, das nächste Mal mit einer Sängerin und den dann integrierten neuen Instrumenten wieder zu kommen.

mit freundlicher Genehmigung aus: Oberpfälzer Nachrichten (05.08.2003)