37. Wurzer Sommerkonzerte 2024

2. bis 11. August 2024
im Historischen Pfarrhof - in Wurz - in der Oberpfalz

Programm 1999

„“

Samstag,  24.07.1999
18 :00 Uhr
Trio St. Petersburg Baroque
Musik von D. Castello, Y.van Eyck, G.Ph. Telemann, G.F. Händel, F. Danzi, C. Debussy u.a.
Alexandre Kiskachi studierte Flöte und Komposition am Konservatorium in St. Petersburg. Bereits als junger Musiker setzte er sich mit Alter Musik auseinander und spielte von 1979 bis 1986 in dem Ensemble Pro Anima. Inzwischen ist Alexandre Kiskachi weit über St. Petersburg hinaus bekannt. Er spielt originale Flöten aus der Zeit des Barock und nahm an zahlreichen Tourneen und Festivals Alter Musik teil u. a. in Arnherst (USA), Lignomusica (Triest), Musiksommer auf Schloß Britz (Berlin) oder Festival Alter Musik in Latvi'a. 1996 war er mit dem Kammerorchester St. Petersburg in Deutschland. Zahlreiche CD-Einspielungen dokumentieren seine Erfolge als Solist und Ensemblemusiker. Er unterrichtet an der V.-V.-Andreyev-Musikschule in St. Petersburg.

Konstantin Kucherov studierte am Konservatorium in St. Petersburg Cello und Gambe. Er war erster Cellist bei den St. Petersburger Symphonikern und spielte bei verschiedenen Ensembles für Alte Musik wie Pro Anima, Baroque Consort, New Holland oder Musica Antiqua Russica. Seit 25 Jahren spielt er Barock-Cello, hat über zehn CDs eingespielt und an vielen Festivals Alter Musik teilgenommen. Konstantin Kucherov unterrichtet am Konservatorium in St. Petersburg und lehrte 1997 in Süd-Korea.

Mikhail Blekher schloß zunächst sein Klavierstudium am Konservatorium in St. Petersburg ab, um dann in Amerika bei E. Parmentier Basso continuo zu studieren. Er spielte zahlreiche CDs ein u. a. mit dem New Holland Ensemble für Alte Musik. Tourneen führten ihn durch Osteuropa, Italien, Finnland und Amerika.
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Samstag,  31.07.1999
18 :00 Uhr
Rigaer Streichsextett mit Gesang
A. Pärt - Fratres,
A. Schönberg - " Verklärte Nacht"
J. Brahms - Sextett
Kammermusik mit Gesang aus Riga    Inga Ozollpa


Als Rigaer Streichquartett sind die Musiker dem Wurzer Publikum bereits bekannt. Uldis-Viestrus Sprüdz (l. Violine), Juris Savkins (2. Violine), Einärs Rozevis (Viola) und Agne Stepina (Violoncello) studierten an den Konservatorien von Moskau, Leningrad und Riga bei namhaften Professoren. Sie pflegten als Repräsentanten der "Russischen Schule der Instrumentalkunst" die deutsche Musiktradition, die in Teilen Osteuropas immer präsent geblieben ist. Das Ensemble gastierte in allen europäischen Musikmetropolen, den USA und Kanada. Das Quartett trat auf internationalen Festivals auch der zeitgenössischen Musik auf und gewann diverse Preise. Teile des umfangreichen Repertoires sind von Rundfunkanstalten aufgenommen und auf CD eingespielt. Die Musiker unterrichten an der lettischen Musikakademie. Dieses Jahr hat das Ensemble Inga Ozollpa (2. Viola) und Leons Veldre (2. Violoncello) eingeladen, um in Würz als Streichsextett auftreten zu können. Ein weiterer Gast ist die Mezzosopranistin leva Paria.
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Samstag,  07.08.1999
18 :00 Uhr
Residenzquartett Würzburg
Franz Schubert - Quartettsatz C-Moll
Max Reger - Klarinettenquintett A-Dur, op. 146
Wolfgang Amadeus Mozart - Klarinettenquintett A-Dur, KV 581
Ulrich Wurlitzer, Klarinette, studierte an den Musikhochschulen Würzburg und Köln. 1964 bis 1981 spielte er mit den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan. Seit 1982 lehrt er als Professor an der Musikhochschule in Würzburg.
Neben zahlreichen Kammerkonzerten im In- und Ausland wirkte er bei den Salzburger Festspielen und den Luzerner Festwochen mit. Er musizierte mit verschiedenen Streichquartetten wie dem Cherubini-Quartett, dem Joachim-Quartett und dem Buchberger-Quartett und als Trio-Partner von Hermann Lechler, Margarita Höhenrieder, Gerhard Zank u. a. Als Solist tritt er häufig mit dem Münchner Kammerorchester auf und ist Leiter der Würzburger Bläsersolisten. Er hat zahlreiche CDs eingespielt u. a. bei Calig, Orfeo und Deutsche Grammophon.

Sören Uhde, l. Violine, studierte bei Conrad von der Goltz an der Hochschule für Musik in Würzburg und von 1983 bis 1986 bei Joseph Fuchs an der Juilliard School of Music in New York. Er war Preisträger verschiedener Musikwettbewerbe. Von 1981 bis 1994 war er Primarius des Hugo-Wolf-Quartetts und von 1990 bis 1994 erster Konzertmeister des Orchesters des Stadttheaters Darmstadt. Als Solist konzertierte er mit verschiedenen Orchestern und spielte Rundfunk-, Fernseh- und Schallplattenaufnahmen ein. Seit'1994 lehrt er als Professor für Violine an der Hochschule für Musik in Würzburg.

Max Speermann, 2. Violine, erhielt seine musikalische Ausbildung bei Wilhelm Stroß in München und Max Rostal in Bern. Für einige seiner Schallplatteneinspielungen erhielt er den deutschen Schallplattenpreis und den Grand Prix du disque. Konzerttourneen mit Rundfunk- und Fernsehaufnahmen führten ihn durch Europa, Nordamerika und Asien. Heute unterrichtet er an der Fachakademie für Musik in Würzburg.

Heiner Scinrndt, Viola, studierte an der Musikhochschule Cluj in Rumänien und in Detmold. Er war erster Solobratschist des Frankfurter Opernhaus- und Museumsorchesters und Dozent an der Musikhochschule Heidelberg/Maimheim. Mehrere Jahre lehrte er als Gastprofessor an der Academia Nazionale di Santa Cedtia m Rom. Neben zahlreichen Rundfunk- und Schallplatteneinspielungen führte ihn seine Konzerttätigkeit durch Europa, Amerika und Fernost. Regelmäßig gibt er Meisterkurse im In- und Ausland. Heute ist er Professor an der Hochschule für Musik in Würzburg.

Jörg Metzger, Violoncello, begann bereits mit zehn Jahren sein Cellostudium, das er bei Adolf Steiner an der Musikhochschule in Köln abschloß. Bis 1966 war er als Solocellist im Philharmonischen Orchester Rotterdam tätig und lehrt heute als Professor für Violoncello an der Hochschule für Musik in Würzburg. Jörg Metzger wurde mit nationalen und internationalen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Seine Konzerttätigkeit, Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen führten ihn durch West- und Osteuropa und die USA. Seit zwölf Jahren ist er Dozent bei der Internationalen Sommerakademie in Pommersfelden und ist neben seiner solistischen Arbeit Mitglied des Seraphin-Trios, mit dem er ausgedehnte Konzertreisen unternimmt. Er spielt ein Violoncello, 1710 angefertigt von Sanctus Seraphinus.
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Sonntag,  08.08.1999
11 :00 Uhr
Ensemble "Preußische Kammermusik"
"Eine Kammermusik bei Friedrich Wilhelm II"

( Flöte, Oboe, Violine, Violoncello und Cembalo )
Andrea Theinert studierte Blockflöte und Querflöte am Nürnberger Konservatorium und in Stuttgart bei Klaus Schochow, bei dem sie ihr Konzertexamen absolvierte. Ergänzende Studien der historischen Traversflöte bei Christoph Huntgeburt in Berlin schloß sie ebenfalls mit dem Konzertexamen ab. Sie nahm an Meisterkursen bei Barthold Kujken und Märten Rootteil und geht seither einer regen Konzerttätigkeit als Solistin, Kammer- und Orchestermusikerin nach und wirkt bei Rundfunk-, CD- und Fernsehaufnahmen mit.

Wolfgang Kube studierte moderne Oboe an der Berliner Musikhochschule "Hanns Eisler" und Barockoboe bei Ku Ebbinge am Königlichen Konservatorium in Den Haag. Er nahm an internationalen Meisterkursen u. a. bei H. P. Westermann und P. Dombrecht teil. Neben Funk- und Fernsehaufnahmen musiziert er mit führenden Barockorchestern und Ensembles (Concerto Köln, Akademie für Alte Musik Berlin, Camerata Cöln u. v. m.). Tourneen führten ihn durch Westeuropa, den Nahen Osten und Japan. Seit 1997 ist er Dozent für historische Oboeninstrumente an der Hochschule für Musik in Leipzig und baut historische Blasinstrumente.

Thomas Graewe studierte Violine an der Musikhochschule "Hanns Eisler" in Berlin bei Bernd Müller (Deutsche Staatsoper Berlin). 1984 trat er sein erstes Engagement am Landestheater Eisenach als stellvertretender Konzertmeister der ersten Violinen an. Die Schweriner Philharmonie verpflichtete ihn 1989 für die gleiche Position. Von 1993 bis 1997 war er Konzertmeister des Ensembles Berlin Baroque. Seither spielt er regelmäßig in verschiedenen Barockorchestern wie der Akademie für Alte Musik Berlin und dem Ensemble "Concerto Brandenburg". Ferner wirkt er bei CD- und Fernsehproduktionen mit.

Martin Seemann studierte Violoncello u. a. bei Wolfgang Boettcher an der Hochschule der Künste in Berlin. Er beendete seine Ausbildung als Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung bei lvan Monighetti in Basel. Außerdem nahm er regelmäßig an Meisterkursen zur historischen Aufführungspraxis von Anner Bylsma teil. Sein breitgefächertes Repertoire umfaßt neben der gängigen Celloliteratur einerseits die Interpretation derMusik des 17. und 18. Jahrhunderts auf dem Barockcello und dem Violoncello piccolo und andererseits die Musik des 20. Jahrhunderts. Er spielte mehrere Uraufführungen zeitgenössischer Werke wie z B. Arvo Parts "Fratres" in der Fassung für Violoncello und Orchester. Als Solist gastierte er in vielen europäischen Ländern. Außerdem widmete er sich der Kammermusik in den verschiedensten Besetzungen, was ihn u. a. in die USA, den Nahen Osten und nach Japan führte. Ferner wirkt er bei CD- und Rundfunkproduktionen mit.

Bern Araki studierte Cembalo zunächst an der Musikhochschule in Tokio, dann am Königlichen Konservatorium in Antwerpen bei Jos van Immerseel. Gleichzeitig nahm sie an Meisterkursen bei Gustav Leonhardt und Luigi F. Tagliavini (Orgel) teil. 1992 schloß sie ihr Studium mit dem Prädikat "Hohes Diplom mit Auszeichnung" ab. Ihre Aktivitäten reichen von Solokonzerten über vielfältige kammermusikalische Projekte bis zur Mitwirkung in Opern und Oratorien. Ein Schwerpunkt ihres Repertoires liegt in der Beschäftigung mit der Musik des Frühbarocks. Ihre Solo- und Ensembleaktivitäten führten sie in nahezu alle Länder Westeuropas und nach Japan. Seit 1994 ist sie Dozentin an der Hochschule der Künste Berlin.
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Samstag,  14.08.1999
18 :00 Uhr
Rigaer Kammerchor, Lettland
Geistliche und lettische Musik von W. Byrd, J. Handl,K.L. da Vittoria, G.B. Pergolesi, F. Mendelssohn Bartholdy, C. Guno, D. Bells, P. Chesnokov, D. Bortnyansky, A. Lvov, P. Tchaikovsky
Der Rigaer Kammerchor wurde 1983 gegründet und spielt seither eine bedeutende Rolle in der
Musikkultur Lettlands. Bis zum 16. Lebensjahr gehören die Sängerinnen zum Rigaer Mädchenchor
und singen dann im Kammerchor. Neben Auftritten in den bedeutendsten Konzertsälen Lettlands
und im lettischen Rundfunk und Fernsehen hat der Chor Konzertreisen nach Westeuropa gemacht
und dort an zahlreichen internationalen Wettbewerben und Festivals teilgenommen.
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Sonntag,  15.08.1999
11 :00 Uhr
Bena Havlü - Tschechien; Xylophon
J.A. Stamic - Rondo capriciccioso G-Dur
J.S. Bach - Partita E-Dur BWV 1006
N. Paganini - Capriccio No. XXIV, op. 1
H. Helfritz - Aru amunyas de Bolivia
A. Adam - Bravour-Variationen über ein Thema von Mozart
P. de Sarasate - Zigeunerweisen op. 20 u.a.
Der erste Lehrer von Bena Havlü war ihr Vater, der Musiker Frantisek Havlovec. Bereits mit sechs Jahren trat sie als Solistin mit Klavierbegleitung oder Orchester auf. Konzertpartnerist der Dirigent und Pianist Mgr. Jiri Kubica (Künstlername Rudolf Rod), der sie begleitet und für Bearbeitungen, Arrangements und Dramaturgie der gemeinsamen Produktionen verantwortlich ist. Zahlreiche Konzerte und Aufnahmen bei Rundfunk und Fernsehen im In- und Ausland haben die Bedeutung des Xylophons als Solo-Konzertinstrument unterstrichen.

Jözef Michal Guzikow wurde am 2. September 1806 in Szktow (Belo-rußland) geboren und starb bereits am 27. Oktober 1837 im Alter von nur 31 Jahren in Aachen. Er stammte aus einer armen jüdischen Musikerfamilie und mußte schon injungen Jahren als Straßenmusiker mit der Flöte und dem Dulzian Geld verdienen. Eine schwere Krankheitschwächte seine Lungen, so daß er auf das Xylophon umstieg. Er erweiterte das vierreihige Instrument auf 2 1/2 chromatisch aufgeteilte Oktaven und bettete die Klangplatten auf Stroh. Innerhalb von drei Jahren beherrschte er das Instrument perfekt. Seine Konzerte in Kiew, Moskau und Odessa 1834 wurden große Erfolge. Von Lipinski, Samartine und Michand ermutigt, begab er sich 1835 auf eine Konzerttournee durch Europa. Seine Auftritte in Krakau, Wien, Berlin, Frankfurt, Paris und Brüssel fanden enthusiastischen Beifall. Neben seinen eigenen Werken, Fantasien auf polnische Themen, spielte er Bearbeitungen von Klavierwerken und Violinkonzerten von Weber, Hummel und Hoffmeister. Nicolo Paganinis "La Campanella" brachte ihm stehende Ovationen. Krankheit unterbrach seine Karriere, bis er an Tuberkulose starb.
Die Komponistin Fanny Hensel, geb. Mendelssohn Bartholdy, schrieb in einem Brief an Karl Klingemann am 8. Februar 1836 aus Berlin:
"Hier macht ein polnischer Jude Aufsehen, der auf einem Instrument, das aus einigen Strohbündeln und Holzstäben besteht, eine fabelhafte Virtuosität besitzen soll. Ich würde es nicht glauben, hätte es nicht Felix [aus London] geschrieben. Gesehen habe ich ihn und kann versichern, daß er ein ungemein schöner Mensch ist. Er kokettiert mit strengem Judentum in Kleidung und Lebensart und macht Glück bei Hof damit. ..." Und am 12. Februar im gleichen Brief:
"Ich habe das Phänomen gehört und versichere Sie, ohne so entzückt zu sein wie manche, daß er alle Virtuosität auf den Kopf stellt, denn er macht auf seinen Holzstäben, welche mit Holzstäben geschlagen werden und auf ein Strohlager liegen, was nur auf dem vollendetsten Instrument möglich ist. Wie mit solchem Material der geringe Ton, den das Ding von sich gibt, und der dem der Papagenoflöte am nächsten kommt, erzeugt werden kann, ist mir noch ein Rätsel. Sehr politisch läßt er es vor den Augen des Publikums zurechtlegen, scheint überhaupt ein Fuchs erster Klasse zu sein. ..."

Xylophon (aus dem Griechischen [xylo] = Holz und [phon] = Klang; deutsch früherauch "Hölzernes Gelächter" oder "Strohfiedel"). Die Klangplatten des Xylophons bestehen meistens aus Rosenholz oder Palisander und sind gegen den Resonanzkörper mit Filz, Gummi oder Stroh isoliert - daher der Name "Strohfiedel" Während sich in Südostasien bereits Abbildungen von Xylophonen aus dem 9. Jahrhundert finden, wird das Instrument in Europa erst 1511 erwähnt. Bis ins 19. Jahrhundert wurde das Xylophon ausschließlich in der Volksmusik verwendet. Bis über den Virtuosen Michal Jözef Guzikow Komponisten wie Felix Mendelssohn Bartholdy, F. Chopin oder F. Liszt das Instrument kennenlernten. Die Klangstäbe sind im deutschsprachigen Bereich und in Osteuropa vierreihig angeordnet. Die Anordnung unterstützt die Treffsicherheit, zumal der schönste Klang in der Mitte des Klangstabes erzeugt wird. Gestimmt werden die Stäbe gewöhnlich durch Herausschneiden von Holz an der Unterseite bzw. durch Zusätze aus Holz zum tiefer Stimmen. Bena Havlüs Xylophon unterscheidet sich in gewisser Hinsicht von den obenbeschriebenen Xylophonen. Ihr Instrument ist aus Jakaranda-Holz und dem von Guzikow sehr ähnlich. Allerdings hat Bena Havlü ihr Xylophon um eine Reihe erweitert, um den Tonumfang bis zum kleinen g zur Verfügung zu haben.
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Samstag,  21.08.1999
18 :00 Uhr
Berlin Baroque
"Il giardino della musica"

Italienische Musik des 16. und 17. Jahrhunderts für Sopran, 2 Trompeten, Laute und Orgel
Das Ensemble Berlin Baroque wurde 1993 von Gerhard Oppelt gegründet. Die Besetzung mit Originalinstrumenten und originalgetreuen Kopien gewährleistet eine stilgerechte Darstellung der Musik des 17. und frühen 18. Jahrhunderts und läßt den charakteristischen Klang der Alten Musik zum Hörerlebnis werden. Projektbezogen haben international bekannte Spezialisten für Alte Musik wie Robert Hill, Friedemann Immer oder Ton Koop-man mit dem Ensemble gearbeitet. Erfolgreiche Oratorienproduktionen fanden mit dem Monteverdi-Chor Berlin, der Kantorei der Lindenkirche Berlin, dem Dresdner Kreuzchor und anderen Chören statt. Konzertreisenführten das Ensemble zusammen mit der Kantorei der Lindenkirche 1997 nach Tschechien (Matthäuspassion von J. S. Bach) und - auf Einladung der syrischen Kulturministerin - mit dem Monteverdi-Chor nach Damaskus (Johannespassion von J. S. Bach). 1999 konzertierte Berlin Baroque bei den Händel-Festspielen in Karlsruhe.

Henry Modereak studierte 1985 bis 1993 an der Hochschule Carl Maria von Weber in Dresden. Nach dem Studium wendete er sich ausschließlich der historischen Aufführungspraxis zu und gehört zu den Gründungsmitgliedern des Ensembles Berlin Baroque. Heniy Moderlak nahm an Kursen bei F. Immer und E. H. Tarr teil. Neben seiner umfängreichen Konzerttätigkeit im In- und Ausland hat er zahlreiche Rundfunkaufnahmen und CDs produziert. Seine Trompete wurde von Egger (Basel 1997) nach einem historischen Instrument von J. Ehe (Nürnberg 1693) angefertigt.

Christiane Gerhardt studierte Musikwissenschaft und Kunstgeschichte an der Technischen Universität Berlin und Viola da Gamba bei Marianne Müller in Paris. Nach dem Examen ließ sie sich als freie Musikerin in Berlin nieder. Neben ihrer Unterrichts- und Konzerttätigkeit beschäftigt sie sich intensiv mit Theatermusik. Die Baß-Viola da Gamba wurde 1986 von Judith Kraft nach einem Originalinstrument von Colichon (Paris um 1600) angefertigt.

Andreas Arend besuchte 1988 bis 1991 die Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg und studierte dann Gitarre an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Seit 1993 spielt er Laute, die zu seinem Hauptinstrument geworden ist. Es folgte ein Lautenstudium bei Nigel North an der Hochschule der Künste Berlin. Er konzertiert mit zahlreichen Ensembles für Alte Musik wie dem Hamburger Telemannorchester, Berlin Baroque oder der Salzburger Gruppe Via Artis überwiegend im deutschsprachigen Raum. Außerdem führte er in den letzten Jahren Eigenkompositionen für verschiedene Besetzungen auf. Die Chitarrone ist eine Anfertigung von Giuseppe Tumiati, Mailand 1995, nach Alessandro Picanini, Bologna 1623, 14 Chöre, italienische Bauweise mit langer Mensur, flachem Resonanzkörper und sehr dünner Decke. Stimmung a, e, h, g, d, A,G diatonisch abwärts bis Kontra G bzw. Fis.

Gerhard Oppelt studierte an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Seit 1980 entwickelte ervielseitige Aktivitäten am Kirchenzentrum Lindenkirche Berlin. Neben seiner Tätigkeit als Organist wurde hier unter seiner Federführung die Große Orgel mit 87 Registern und der Nachbau einer historischen italienischen Orgel in der Kapelle gebaut. Außerdem ist er Leiter der Kantorei und Gründer des Berliner Mädchenchores. Er leitete beide Chöre in zahlreichen Konzerten mit J. S. Bachs Oratorien, B. Britten's "War Requiem", Monteverdis "Marienvesper" u. a. Seit 1992 widmet er sich verstärkt der historischen Aufführungspraxis - als Gründer und Leiter des Monteverdi-Chores Berlin und des Ensembles "Berlin Baroque". Seit August 1997 ist Gerhard Oppelt von der ev. Kirche in Berlin-Brandenburg beauftragt, die Ruine der Schinkelschen St.-Elisabeth-Kirche in Berlin Mitte als Konzertsaal für Alte Musik wiederaufzubauen und dort eine ost-westeuropäische Forschungs- und Fortbildungsstätte für Alte Musik zu installieren. Truhenorgel von Patrick Collon (Brüssel 1994). Die Truhenorgel wurde nach historischen Vorbildern des späten 17. Jahrhunderts gebaut und verfügt über 3 Register: Gedackt 8', Flöte 4', Quintadena 2'. Die Stimmung ist mitteltönig, a' = 415 Hz, gelegt.

Susanne Wilsdorf, Sopran, beendete 1991 das Studium der Musikwissenschaft in Berlin. Nach einem einjährigen Forschungsaufenthalt in der Schweiz studierte sie Gesang an der Akademie für Alte Musik in Bremen bei Hariy van der Kamp, später auch bei Ulla Groenwold in Hamburg. Ihr Repertoire reicht vom Frühbarock bis zur Frühromantik. Neben den großen Oratorien von Bach bis Mendelssohn Bartholdy gilt ihr Interesse vor allem der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts in kleineren Besetzungen, wie z. B. französischen Kantaten des 17. Jahrhunderts, englischer Lautenmusik und dem deutschen Barocklied. Sie sang mit Ensembles wie der Lautten Compagney Berlin, Weserrenaissance, Berlin Baroque u. a. Susanne Wilsdorf lebt als freischaffende Konzertsängerin in Berlin. Darüberhinaus arbeitet sie als Musikwissenschaftlerin fürverschiedene Rundfunkanstalten und in freien Projekten.


Barock

Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff "barock" in der Musikwissenschaft als wertneutrale Stilrichtung etabliert. Vorher stand "barock" für eher mißratene Stilarten. Entstehungsgeschichtlich bezieht sich der Terminus auf das Schiefrunde der Perlmuschel und beinhaltet eine Abgrenzung von dem als ebenmäßig empfundenen klassizistischen Stil. Seit dem 16. Jahrhundert wird in Italien das Wort barocco für verrückt, falsch gebraucht. Aus dem Portugiesischen berrueco läßt sich die Übersetzung unregelmäßig, warzig ableiten. Das französische baroque wird im Sinne von bizarr, unregelmäßig, uneben benutzt. In allen Fällen haftet dem Wort ein negativer Beigeschmack an, der sich bis ins 19. Jahrhundert erhalten hat. In einem Musiklexikon von 1802 findet man als Definition: "Ein Tonstück wird barock genannt, wenn in demselben die Harmonie verworren, und der Satz mit Dissonanzen und ungewöhnlichen Auflösungen derselben überladen ist, wenn die Modulation zu oft, und ohne dabey den natürlichen Zusammenhang der Töne zu beobachten, in entfernte Tonarten geleitet wird, und die Melodie in schwer zu intonierenden Intervallenfortschreitet. " Die Musikwissenschaft tut sich heute schwer mit der Definition des festeingebürgerten Begriffs Barock und der zeitlichen Begrenzung des sogenannten Barockzeitalters, das in der Musikgeschichte im Zeitraum zwischen 1600 und 1750 festgeschrieben wird.
Zumindest gibt es in der Diskussion um die Begriffsbestimmung den einen Konsens, daß die Musik des frühen 17. Jahrhunderts wenig mit der des mittleren 18. Jahrhunderts verbindet, zumal es in diesem Zeitraum eine Fülle stilistischer, kultureller und nationaler musikalischer Strömungen gibt. Die wenigen Gemeinsamkeiten sind von innovativem Charakter. So wird z. B. zu Beginn des 17. Jahrhunderts dem Textvortrag eine neue Rolle zugewiesen. Fortan wird die Komposition vom Text bestimmt und geht auf die individuelle Stimmungslage der handelnden Personen ein. Die Musik wird als Medium für die Menschendarstellung anerkannt. Damit einhergehend wird die Dissonanz als Stilmittel legitimiert, um den Seelenzustand der darzustellenden Menschen zu verdeutlichen. Die strengen satztechnischen Regeln des 16. Jahrhunderts können zu diesem Zweck außer Kraft gesetzt werden. Dieses neue Konzept bezieht sich nicht nur auf musiktheatralische Formen, wie der sich in dieser Zeit entwickelnden Oper oder des Oratoriums, selbst die Instrumentalmusik ist eng mit der Idee der Menschendarstellung verknüpft. Nicht selten sind die Kompositionen personenbezogen, wie sich in den zahlreichen Widmungskompositionen oder den unzähligen Lamentationes auf den Tod berühmter Personen zeit)t. Noch C. Ph. E. Bach komponiert Charakterstücke wie La Gleim, La Boehmer öde La Borchward.
Auch die Entwicklung der neuen Instrumentalgattungen wie der Symphonie ist ohne eine Anbindung an die Vokalmusik nicht denkbar. Sie geht als dreisätziges Vorspiel aus der Oper hervor, so wie die Clavier- und Orchestersuite aus dem Gesellschafts- und Bühnentanz und die Ritornellformen des Concerto grosso aus den vokalen Refrainformen. Auch wenn man inzwischen von der Vorstellung des 16. Jahrhunderts abgekommenwar, daß es die vornehmste Aufgabe des Instruments sei, die menschliche Stimme nachzuahmen, ist das Solokonzert dennoch eng mit der Vokalmusik verknüpft. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, daß das Cembalo erst sehr spät als Soloinstrument akzeptiert wird, weil es am weitesten vom Gesang entfernt zu sein scheint. Auf dem Cembalo kann man weder lange Töne noch ein crescendo oder decrescendo hervorbringen, und schon gar kein Vibrato oder gar Tremolo.
Wie problematisch der Begriff "barock" ist, zeigt sich schon an der Vielfalt nationaler Kompositionsarten. Italien baut seine Stellung als tonangebende Musiknation für ganz Europa aus. Überall wird italienische Musik nachgedruckt und Musiker aus allen europäischen Ländern studieren vorzugsweise beim Markuskapellmeister in Venedig oder im deutsch-ungarischen Jesuitenkolleg in Rom. Französische Komponisten wi'eJ. B. Lully oder englische wie H. Purcell stehen unteritalienischem Einfluß. In Deutschland wird Dresden zum Zentrum italienischer Musikkultur: H. Schütz etabliert italienische Stilelemente in der Satztechnik, Joh. H. Schein, der nie in Italien war, gibt seinen Kompositionen auch dann italienische Titel, wenn die vertonten Texte deutsch sind, und selbst M. Praetorius bezieht sich auf die italienische Musik, obwohl er sie nur vom Hörensagen kennt. Als wichtigster Vermittler italienischer Musikkultur im Bereich der Orgel- und Claviermusik gilt Johann Jakob Froberger, der bei Frescobaldi in Rom studierte und dessen Stil er mit französischen Elementen kombiniert. Man sieht die deutsche Kompositionsweise als Vermischung nationaler Stile an, zu der nach dem Übergang des polnischen Königtums an den sächsischen Kurfürsten noch der polnische Stil hinzu kam. Die deutsche Musik hat das meiste von den Ausländern entlehnet, und sie unterscheidet sich nur durch einefleißige Arbeit, regelmäßige Ausführung der Sätze und durch die Tiefsinnigkeit, die sie in der Harmonie anwenden. (Scheibe)
Ein Ende der Barockzeit läßt sich ebenso schwer definieren wie ihr Beginn. Der Wandel von einer rein höfischen zu einer bürgerlichen Musikkultur verändert allmählich den musikalischen Stil, wobei der Grat zwischen alter und neuer Ästhetik sich zunächst nur in Nuancen ausdrückt und eng an die Veränderung des Men-schenbitties gekoppelt sind. Die Entwicklung weg von der höfischen Forderung nach Verstellungskunst und hin zu einer neuen Wahrhaftigkeit spricht C. Ph. E. Bach 1753 in seinem Versuch über die wahre Art das Clavierzu spielen an: Aus der Seele muß man spielen und nicht wie ein abgerichteter Vogel.
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Samstag,  28.08.1999
18 :00 Uhr
Johann Rosenmüller Ensemble, Leipzig
Instrumentalmusik des 17. Jahrhunderts aus Sachsen, Böhmen, Polen und Österreich
Johann Rosenmüller Ensemble:
Ghislaine Wauters, Violino
Arno Paduch, Cornetto
Sebastian Krause, Trombone
Kristina Filthaut, Fagotto
Ullrich Wedemeier, Chitarrone
Jan Katschke, Organo
Das Johann Rosenmüller Ensemble wurde 1995 von Arno Paduch gegründet. Seither hat das Ensemble über 30 Konzerte in ganz Deutschland gegeben u. a. bei den Händelfestspielen in Halle, den Heinrich-Schütz-Musiktagen in Bad Köstritz und Weißenfels, dem mdr-Musiksommer, den Musikwochen Weserbergland sowie bei den Tagen für Alte Musik in Zywiec (Polen) und in der Schweiz.
Namensgeber des Ensembles ist Johann Rosenmüller, bedeutendster Komponist der Generation zwischen Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach, von seinen Zeitgenossen gerühmt als "alpha et omega musicorum".
Im Mittelpunkt der Ensemblearbeit steht die Wiederaufführung unbekannter Musik des 17. und 18. Jahrhunderts, wobei größter Wert auf authentische Interpretation gelegt wird. Diese setzt ein gründliches Quellenstudium und das Spielen auf Kopien von Originalinstrumenten voraus.
Die verschiedenen Programme umfassen u. a. Solo-Sonaten und Motetten mit Basso continuo, mehrchörige Musik im venezianischen Stil und Kantaten von Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann.

Arno Paduch studierte Musikwissenschaft in Frankfurt am Main und anschließend Zink und historische Aufführungspraxis an der Schola Cantorum Baseliensis. Er arbeitet regelmäßig mit renommierten Ensembles für Alte Musik zusammen, wie z. B. Musica Fiata Köln, dem Amsterdam Baroque Orchestra, Gabrieli Consort and Players und der Wiener Akademie. Mit diesen Ensembles konzertiert er in Deutschland und dem europäischen Ausland, wirkt bei Rundfunk- und Fernsehaufnahmen mit und hat über 40 CDs aufgenommen. Seit 1992 ist er Dozent für Zink und Ensemblemusik an der Musikhochschule in Leipzig. Neben seiner Tätigkeit als Musiker hat er verschiedene Rundfunksendungen zu Themen der Alten Musik geschrieben.
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Sonntag,  29.08.1999
11 :00 Uhr
Opitz-Quartett (Berlin) und Jürgen Kern als Sprecher
"Ich hab den Beutel und Ihr habt das Geld"

Mozartbriefe und Mozart Streich-Quartette

Opitz-Quartett (Berlin)

Das Opitz-Quartett mit Ikki Opitz, l. Violine, Stephan Hunger, 2. Violine, Thomas Rössel, Viola, und Alexander Kahl, Violoncello, gründete sich im Sommer 1998 aus Studenten der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin und wurde bereits im November desselben Jahres mit dem "Hanns-Eisler-Preis" für die Interpretation des 1937 entstandenen Streichquartetts von Hanns Eisler ausgezeichnet. Die jungen Musiker des Ensembles studierten bei so hochkarätigen Musikern wie Lord Menuhin oder Prof. Michael Sanderling u. a. Sie traten als Solisten mit namhaften Orchestern wie z. B. dem Berliner Sinfonieorchester oder der Jungen Deutschen Philharmonie auf, spielten bereits zahlreiche CDs und Rundfunkaufnahmen ein und wurden mit Stipendien u. a. von der Ferenc-Fricsay-Gesellschaft und der Herbert-von-Karajan-Stiftung der Berliner Philharmoniker ausgezeichnet.

"Ich hab den Beutel und Ihr habt das Geld"
- Mozartbriefe und Mozartstreichquartette -

Schon in frühester Jugend hat Wolfgang Amadeus Mozart Streichquartette komponiert. Freilich erreichte er erst später jene musikalische Gestaltungskraft und Meisterschaft, die dann die berühmten Haydn-Quartette (Mozart hat sie seinem Freund und Vorbild Haydn mit einer dankbaren Widmung überreicht) und die Preußischen Quartette auszeichnet: Friedrich Wilhelm II. erteilte Mozart den Kompositi'onsauftrag, und da der König ausgezeichnet Cello spielte, wurde dem Instrument in diesen Quartetten eine hervortretende Rolle zugeteilt. Besonders aber die menschliche Wärme und eine melodisch singende Schönheit prägen diese Quartette. Ausschnitte aus den Quartetten beider Schaffensperioden werden in unserem Programm zu hören sein, wobei das Quartett B-Dur KV 589 mit seiner heiteren, gelockerten, fast tänzerischen Grundstimmung einerseits und der straffen, kontrapunktischen Formung andererseits den Schlußpunkt unseres Mozartprogramms bilden wird.
Obwohl Mozart einmal sagte, er sei kein Dichter, er könne nicht poetisch schreiben, sind seine Briefe wunderbare Zeugnisse seines Lebens: "Briefe schreiben ist eine Kompositionstätigkeit wie das Noten schreiben". Die Briefe sind mehr Gespräch als Schrift. Sie sind humorvoll und nachdenklich, poetisch und derb, voller tiefer Liebe und böser Anklage. Die Briefe sind in unserem Abend keine Verbindungstexte zwischen den Sätzen der Quartette, nein, vielmehr sind zwei unterschiedliche, künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten des Komponisten zu einem anspruchsvollen und heiteren Programm verschmolzen. (Jürgen Kern)

Jürgen Kern Jürgen Kern studierte an der Schauspielabteilung der leipziger Theaterhochschule und erhielt eine Regieausbildung am Berliner Ensemble bei Manfred Wekwerth und Ruth Berghaus. Am gleichen Theater inszenierte er u. a. "Kontrabass" und "Die Dreigroschenoper" und spielte vor allem in Stücken von Bertolt Brecht. Jürgen Kern ist heute freiberuflich als Regisseur und Schauspieler tätig.
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